Mit der Dimona nach Usedom!

Bärbl und Manfred Schneider berichten von ihrem Ausflug

Wir, die Bärbl und ich, waren gut vorbereitet und mussten eigentlich nur den richtigen Tag erwischen. Der Hinflug nach Usedom sollte gesichert sein, der Rest würde sich finden. Und es klappte perfekt, denn am 17. Juni, ein Montag, war das Wetter sehr gut fliegbar, zwar zwischenzeitlich mal nicht so hoch, 3500 ft mussten auch mal genügen, aber sonst blauer Himmel mit schönen Cumuluswolken. Mehr wie zwei Stunden am Stück wollten wir jeweils nicht im Flieger sitzen, deshalb die erste Zwischenlandung in Speichersdorf. Manfred Strößenreuther, einer unserer besten deutschen Kunstflugpiloten war dort zu Hause, leider ist er dort auch bei einem Zusammenstoß in der Platzrunde gestorben, sehr traurig damals. Der Flugleiter, sehr nett, hat uns von der Flugschule erzählt, dass sie zwei Jahre geschlossen war, weil man sich den Behördenkram nicht mehr antun wollte. Jetzt wird wieder geschult, Schüler gibt es aber leider nicht mehr so wie früher, Fliegen ist wohl kein aufstrebendes Hobby mehr. Schnell was getrunken und die Füße vertreten, dann weiter, wir wollten ja nicht zu spät an der Ostsee sein. Nächster netter Platz Oehna, südwestlich von Berlin, hat auch eine kleine UL-Flugschule und es gibt Mogas, so können wir den Tank wieder vollfüllen. Kleine Brotzeit und auf zur letzten Etappe nach Heringsdorf, der Verkehrsflughafen auf Usedom. Anflug kein Problem, war ja nichts los, nur der Seitenwind war schon heftig, da heißt es schon aufpassen, dass man auf der Bahn bleibt, wobei die ganz schön breit ist, wie es sich halt für einen Flughafen gehört. Die Dimona war schnell vertäut, der neue Regenmantel passt perfekt, dann zum Tower, heißt zur Ankunfts- Abflughalle. Allerdings war außer uns niemand da, Verkehrsflughafen? Laut Flughafenwebseite sollte es Leihwagen geben, es stellte sich aber leider heraus, nur am Wochenende! Also Taxi, wobei wir jetzt erst gecheckt haben, dass das vorgebuchte Zimmer in Ückeritz doch einige Kilometer vom Flughafen entfernt war. Die Lösung war mit dem Taxi zu einer Verleihfirma, Europcar, dann weiter zur Unterkunft. Das hat auch bestens geklappt, so blieb auch noch Zeit für einen abendlichen Bummel im Ostseebad Heringsdorf. Zum Sonnenuntergang dann schön Fisch essen im Restaurant Utkiek, herrlich gelegen mit Aussicht über den Strand zur Ostsee.

In der Pension Voss waren wir sehr gut untergebracht, alles hat gepasst, schöne Zimmer, sehr gutes Frühstück. Heute war Sightseeing angesagt, die geplante Runde: Usedom, Mönkebude, Anklam, Wolgast und wieder nach Ückeritz. In Anklam war natürlich das Lilienthalmuseum ein Muss, es ist sehr schön gemacht und zeigt aufschlussreich wie sich der Otto Lilienthal das Fliegen wissenschaftlich erarbeitet hat. Am Flugplatz Anklam mussten wir natürlich auch vorbei, wobei dort ganz überraschend die TT62 von ehemals HPA stand. Sie war der Versuch von Heiko Teegen ein Flugzeug zu bauen, das leicht zugängliche Motoren im Heck haben sollte und zwar die damals revolutionären Dieseltriebwerke von Thielert. Aber wie öfter in der Fliegerei wurde aus dem Projekt leider letztendlich nichts. Die beiden Motoren/Propeller hatten die selbe Drehrichtung und brachten so ein ungünstiges Moment auf den Rumpf. Dem Testpiloten gelang es nur mit Mühe überhaupt eine Platzrunde zu fliegen. Das war leider der erste und einzige Flug dieses eigentlich schicken Flugzeugs. Danach war die Firma insolvent und wurde liquidiert, schade. Der Nachmittag war dann zum Entspannen und Erfrischen in der Ostsee vorgesehen. Am Strand von Ückeritz war nicht so viel los, so konnten wir ein paar ruhige Stunden verbringen. Abendessen war wieder im Utkiek angesagt, mit Fisch frisch aus der Ostsee.

Der Ausflug am nächsten Tag, Mittwoch, sollte nach Stralsund gehen. Eine wunderschöne Stadt mit einem sehr schönen Kern. Sehr viele Häuser und Kirchen sind perfekt restauriert. Die St. Marienkirche hat einen besteigbaren Turm, den durften wir uns nicht entgehen lassen. Oben hat man einen genialen Rundblick über die Stadt. Nach dem Bestaunen der St. Nikolai Kirche und des Rathauses mussten wir uns schon wieder etwas beeilen, denn es war noch eine kleine Schifferlfahrt auf dem Achterwasser geplant. Mit der „Jessica“ haben wir eine kleine Runde gedreht, bevor wir uns dann am Abend noch eine Erfrischung in der Ostsee gegönnt haben. Es war inzwischen doch schon ziemlich heiß geworden. Essen gab es sehr gut im Deutschen Haus, für die Bärbl Labskaus!

Ja, die geplanten Tage auf Usedom waren um, wir wollten eigentlich weiter zur Nordsee. Aber es kommt in der Fliegerei halt oft anders, besonders wenn das Wetter nicht mitspielt. Flexibel eingestellt wie wir waren, sahen wir aber kein Problem, die Lösung war einfach dahin zu fliegen, wo das Wetter gut war. So wählten wir als nächstes Ziel Magdeburg aus. Den Leihwagen konnten wir direkt am Flughafen Heringsdorf abstellen, so war das Hinkommen zum Flugplatz kein Problem. Die Dimona war schnell ausgepackt, entzurrt und flugfertig, sodass wir zeitig in der Luft waren. Das Wetter brauchbar, zwischdurch mal leichter Regen, was aber durchaus praktisch war, denn so hat es wenigstens ein paar Mücken vom Flügel gewaschen. Zwischenzeitlich war der nämlich schon ziemlich schwarz geworden. Der Gegenwind hat unsere Reisegeschwindigkeit auch nicht gerade verbessert, sodass wir über zwei Stunden in der Luft waren. Aber es lief alles glatt, wir haben während der ganzen Reise immer Kontakt mit FIS gehalten, das war sehr angenehm. So lässt sich absichern, dass einem kein Fehler passiert, der Lotse würde rechtzeitig Hinweise geben. Und sollte mal das Navi ausfallen dann würde der Lotse einen auch mit Headings sicher ans Ziel bringen, die sind da wirklich sehr hilfsbereit, wir haben das im Funk mitbekommen. Das Air Traffic Display mit Powerflarm in der Dimona arbeitet zudem perfekt, jeden Segelflieger und jeden Motorflieger kriegt man mit, einzige Voraussetzung sie müssen Transponder oder Flarm eingeschaltet haben. Dies zu tun ist aber inzwischen eigentlich ein Muss. Die Lotsen haben auch mehrfach Piloten darauf hingewiesen, den Transponder nicht erst einzuschalten wenn Kontakt mit FIS aufgenommen wird, sondern immer schon beim Start am Boden. Jedenfalls sind wir gut in Magdeburg gelandet und mit Hilfe des dortigen Flugvorbeitungs PCs war auch schnell ein Auto, diesmal bei Sixt und ein Zimmer organisiert. Wieder ging es mit dem Taxi zum Autovermieter und dann weiter zur Pension. Der Tag war noch nutzbar, so haben wir uns gleich noch was vorgenommen. Ziel der Elbauenpark mit Jahrtausendturm. Er wurde zur Bundesgartenschau 1999 gebaut und zeigt die Entwicklung der Menschheit über die letzten ca. 6.000 Jahre. Sehr schön gemacht und sehr lehrreich, allerdings muss man den Turm nach und nach zu Fuß erklimmen, ein paar Stunden sind da gleich rum. Zum Abendessen war heute Steakhaus angesagt. Mitten in Magdeburg, direkt gegenüber der „Grünen Hundertwasser Zitadelle“ gelegen, ein perfektes Plätzchen. Das Gute dabei, Magdeburg ist irgendwie so großzügig angelegt, dass es praktisch selbst in der Innenstadt nie ein Parkplatzproblem gibt. Das Essen war vorzüglich! Zurück in der Pension zog dann in der Nacht ein mächtiges Gewitter auf. Es schüttete wie aus Eimern. Die arme Dimona. Aber, das haben wir am nächsten Tag gleich gecheckt, der neue Regenmantel ist super, Wasser weder im Cockpit noch im Motorraum!

Das Programm für den Donnerstag wieder stramm. Zuerst die Altstadt, natürlich mit Dom und Kirchen, die haben es uns immer schon angetan. Wir bewundern die Fertigkeiten der damaligen Handwerker, fantastisch was die damals geschaffen haben. Südlich von Magdeburg liegt das Städtchen Bernburg, dort wo der Till Eulenspiegel sein Unwesen getrieben hat. Wir bekamen eine Privatführung vom Turmwächter, denn er hat sich gefreut, dass wir uns so für den Ort und besonders für das Schloss interessiert haben. Und natürlich hat er uns auf den Turm geführt. Oben hat man einen herrlichen Blick über das Saaletal und das Umland. Als Highlight erzählt oben auch der Till Eulenspiegel ein paar Anekdoten über seine Streiche. Der Weg zurück nach Magdeburg hat sich gezogen, es blieb aber noch genügend Zeit für ein erholsames Schwimmen im Neustädter See, ein inzwischen sehr schön hergerichtetes Überbleibsel einer riesigen Kiesgrube. Sogar eine Wasserskianlage gibt es dort. Abends mal wieder was Besonderes, heute lecker indisch Essen!

Am Freitag tobte sich immer noch Gewitterluft im Süden aus, sodass die Entscheidung naheliegend war nicht gleich heim zu fliegen. Als nächstes Ziel haben wir uns so Bayreuth ausgesucht, in Nordbayern waren wir immer wieder mal gern. Bayreuth war früher Verkehrsflughafen allerdings mit großen finanziellen Verlusten jedes Jahr, sodass man sich entschieden hat den Platz zum Verkehrslandeplatz herunterzustufen. Wir wurden sehr nett empfangen, konnten schnell die Dimona festmachen und auch die Zimmersuche per Computer des Flugplatzhausmeisters war schnell erfolgreich. Ein B & B Hotel hatte neu eröffnet, sehr gut in der Innenstadt gelegen. Problematisch aber überraschenderweise die Mietwagensuche, es war am Samstag kein Auto zu bekommen, für Sonntag dann schon. Der Flugplatz liegt leider doch ein paar Kilometer außerhalb, ein Taxi ist deshalb nicht so billig. Aber es gab eine Busverbindung, das hatten wir noch nicht. Per Internet den Fahrplan studiert, tatsächlich fuhr am Samstag Mittag auch ein Bus und hielt kurz vor der Endstation sogar fast da, wo wir unsere Unterkunft gebucht hatten. Und nachdem das Hotel so gut an der Innenstadt gelegen hat, war es kein Problem die Altstadt zu Fuß zu erkunden. Bayreuth hat einiges zu bieten, sowohl von den Bauten her als auch kulturell. Und es gibt viel junges Publikum, selten haben wir so viele Kinder in der Fußgängerzone gesehen. Ein gutes Gefühl, wenn man nicht nur alte Leute um sich herum hat, wobei wir ja auch selber schon dazu gehören. Direkt gegenüber vom Hotel gab es ein nettes asiatisches Lokal, sehr lecker und dabei noch preiswert.

Sonntag in der Früh haben wir uns den Leihwagen bei Europcar abgeholt, einen Opel „ADAM“, netter Kleinwagen, für uns völlig ausreichend. Eine große Rundtour führte uns zu den Teufelshöhlen in Pottenstein, sehr schön zu bestaunen und weiter nach Burg Feuerstein. Dort haben wir den Johannes Schmelz getroffen und konnten uns nett mit ihm unterhalten. Er war auch schon als Fluglehrer in Unterwössen aktiv. Am Feuerstein war reger Flugbetrieb, kein Wunder bei den schönen Cumulanten, die am Himmel standen. Im Fluplatzrestaurant gab es leckeren Kuchen, überhaupt schien die Lokalität gut besucht zu sein, wahrscheinlich nicht ohne Grund. Nächstes Ziel Bamberg, immer einen schönen Bummel durch die Altstadt wert. Und natürlich mussten wir auch den Bamberger Dom auf dem Berg besuchen. Und das nächste Highlight Vierzehnheiligen in Bad Staffelstein. Eine wunderschöne Rokoko Kirche, nach Plänen von Balthasar Neumann gebaut. Am späten Nachmittag dann noch das Örtchen Kronach mit seiner riesigen Burg, die so gut gebaut und angelegt war, dass sie niemals mit Gewalt eingenommen wurde. Die Aussicht von da oben genial!

Die letzte Etappe des Rückfluges war für Montag geplant, dann sollte das Tief verschwunden und das Wetter gut fliegbar sein. So war es dann auch, nur warm ist es leider schon geworden, dummerweise gibt es im Flieger keine Klimaanlage. Schön war es als der Chiemsee und die Berge in Sicht kamen, wir waren wieder zu Hause! Auch die letzte Landung ging ohne Probleme. Die Dimona hat gut mitgespielt, keine Mucken, zehn Stunden Flugzeit haben wir zusammen bekommen. Es hat alles perfekt geklappt, kann sein dass wir mal wieder mit der Dimona auf Reisen gehen…