Fuentemilanos liegt mitten im Chiemgau

Unterwössen im Chiemgau, bisher in Segelfliegerkreisen meist in Verbindung gebracht mit der Deutschen Alpensegelschule (DASSU), war Ende April-Anfang Mai Ausgangspunkt für große Streckenflüge. Drei Tausender in 2 Tagen, dazu viele Strecken über 800, 700, 500 usw.

Eine tolle Bilanz, die man in dieser Größenordnung sonst nur von den Streckenflug Hochburgen Fuentemilanos, Bitterwasser oder den Zentren Australiens kennt.

Den ersten und bisher einzigen Tausender von Unterwössen aus über 3 Wendepunkte mit Landung in Niederöblarn flog Helmut Römer 1998. Leider hatte sein Barograph die letzten 90 km nicht mehr aufgezeichnet und so konnte dieser 1027 km Flug nicht anerkannt werden.

Die Vorgabe war also klar, der erste volldokumentierte Tausender in Unterwössen gestartet und auch dort gelandet, wartete auf die Streckenjäger.

Am 30.4. war es dann soweit, mit Walter Weber und Wolfgang A. Lengauer schafften gleich 2 Piloten die Strecke.

Wolfgang A. Lengauer berichtet:

Seit Anbeginn meiner Vereinszugehörigkeit bei der FSG Unterwössen fühle ich mich sehr wohl und bin bestens versorgt, mit allem, was das Segelfliegerherz so begehrt.

Da ist das großzügige Vereinsheim mit Werkstatt, der Unterstellplatz für meinen Hänger, nebenan die „Meirer Halle“ mit Logenplatz, und nicht zuletzt die DASSU mit dem täglichen Winden und F Schlepp Betrieb.

Meine beiden Tausender waren im Endeffekt auch das Ergebnis der kameradschaftlichen Zusammenarbeit bei der FSG Unterwössen und das Entgegenkommen der DASSU Mannschaft.

Dafür an dieser Stelle ein Herzliches „Vergelts Gott“.

Nachfolgend ein kleiner Auszug aus dem Erlebnisbericht für den Aerokurier. Der Bericht erscheint demnächst mit einer ausführlichen Beschreibung des Flugwegs.

…..Angeschnallt, fertig zum Start, sitze ich in meinem Flieger und warte auf die Seile für den Windenstart. Wie immer, ein letzter Check der Instrumente nach eigener Checkliste und es kann losgehen. Aber irgendwie stört heute etwas meine Konzentration, ich höre im Unterbewußten laute Geräusche, die ich nicht einordnen kann, es klingt wie Beifall, Klatschen und Bravo Rufe.

Als ich aufblicke, sehe ich mich umringt von der DASSU Mannschaft und den zahlreichen Flugschülern.

Rainer Kipp, Leiter der Flugschule klärt mich lachend auf, als er mein irritiertes Gesicht sieht „ Wolfgang, das ist für Dich, für den Tausender gestern.“

Jetzt bin ich gerührt und natürlich auch ein wenig stolz und denke an die gestrigen Ereignisse. Mein erklärtes Saisonziel, der Tausender, ist erreicht. Mein Fliegertraum ist in Erfüllung gegangen. 1038 km über drei angemeldete Wendepunkte, bzw. 1048 km für den Online Contest, gestartet in Unterwössen und auch dort beendet war das Ergebnis.

Auch Walter Weber, der wohl erfahrenste Unterwössner Streckenflieger konnte gestern seinen ersten Tausender (1011 km) feiern.

Von den Micheldorfern und Wiener Neustädtern inspiriert, die aus Osten kommend die großen Strecken schon im Hangwind geflogen sind, war meine Planung, dies auch mit Einstieg am Wilden Kaiser zu versuchen. Große Teilstrecken im Hangaufwind frühmorgens und Ausnutzen der später einsetzenden Thermik bei relativ schwachem Windprofil sollte die Riesenstrecke möglich machen. Die Planung war im Winter gediehen und in den Gesprächen mit Walter, (er hat immer die guten Tipps auf Lager) stellte sich heraus, daß wir in den meisten Punkten übereinstimmten. Nur über Start und Wendepunkte waren die Ansichten unterschiedlich. So kam es dann auch, daß wir ohne Absprache am 30.4. die gleiche Strecke im Logger hatten, nur die Wendepunkte und die Streckenlänge differierten etwas.

Bereits am 29.4. deutete sich an , dass mein Vorhaben möglich wird. Von den schlechten Wetterprognosen abgehalten, wollte ich eigentlich nicht fliegen. Als sich aber schon frühzeitig entgegen aller Erwartung die schönsten Cumuli bildeten, konnte ich nicht widerstehen. Nach 13 Uhr gestartet waren 560 km in knapp 6 Stunden problemlos machbar. Dabei stellte ich fest, dass der Südwind gegen Abend genau die Richtung und Stärke hatte, die für den nächsten Tag gewünscht war.

Am 30.4. stellte Rainer Kipp, entgegenkommend wie immer, die Winde früher an als sonst, denn bereits um 8 Uhr Ortszeit wollten wir starten. Ich war um 8 Uhr 15 startklar, Walter vor mir, aber ein klemmender Windenschalter verzögerte den Start dann bis halb Neun. Doch dann gings los, Walter startete als erster, ich kurze Zeit dahinter.

Die meiste Zeit getrennt fliegend, konnten wir uns gegenseitig wertvolle Informationen übermitteln und vor kritischen Stellen warnen. Und obwohl im Lauf des Fluges die Führung mehrfach wechselte kamen wir in gleicher Reihenfolge zurück. Den spannenden Endanflug hatte Walter über Funk gemeldet und es war schon erstaunlich, wie viele Menschen am Flugplatz ausharrten um uns einen überwältigenden Empfang zu bereiten.

Die Sektkorken knallten, Umarmung und Gratulation an Walter, meine Freundin kam und freute sich mit mir,(sie ist auch mein „Coach“ und hat enorm viel Verständnis für meine Fliegerei) es war einfach herrlich. Unter den Gratulanten auch DASSU Chef Meirer, Rainer und dessen Nachfolger Michael, die Fliegerkameraden der FSG Unterwössen, viele erfahrene Segelflieger und Teilnehmer der Flugschule. Dieser Empfang übertraf alles, was ich bisher am Flugplatz erlebt habe.

Bist du fertig? Die Stimme des Starthelfers reißt mich aus meinen Träumen. Schnell schließe ich die Haube und heute am 1.5. bin ich bereits um 8 Uhr 17 in der Luft. Mein Flug Vorhaben ist wie gestern ein Tausender aber mit hoffentlich weniger Fehlern. Das Motto heißt:

Was einmal geht, das geht auch zweimal…